Die Hochglanzfotos der Profis lassen die Models in einem makellosen Licht erscheinen. Was jedoch ist eigentlich neben der ruhigen Hand einer Visagistin und der aufwendingen Vorarbeit des Fotografen noch vonnöten, um speziell die Haut so rein und schön abzubilden?
Seit geraumer Zeit hat sich hierfür die sogenannte Frequenztrennung als Bearbeitungsmethode zur Beauty-Retusche mit Hilfe von Photoshop durchgesetzt. Ich erkläre euch in diesem Blogbeitrag, was sich hinter diesem Wortgebilde verbirgt und wie ihr in weniger als 30 Minuten eine tolle Hautretusche durchführen könnt.
Eine professionelle Hautretusche lässt sich tatsächlich einfacher bewerkstelligen, als es auf den ersten Blick vermuten lässt. Wenn ihr einmal die grundlegenden Arbeitsschritte verinnerlicht habt und auch versteht, was ihr da eigentlich macht, dann ist eine effektive und vor allem natürliche Beauty-Retusche in Photoshop ohne übermäßig großen Aufwand möglich. Das Besondere an der Frequenztrennung ist, dass eure Aufnahmen einen deutlich eleganteren Look erhalten, ohne dabei jedoch an Detailtiefe zu verlieren. Hinter dieser Tatsache verbirgt sich im Grunde auch die Hauptmotivation zur Anwendung dieser Methode in Photoshop: Haut zu glätten und dabei aber feinste Hautporen und Details erhalten.
Um das hinzubekommen, wird euer Foto in zwei Ebenen, also in unterschiedliche Frequenzbereiche, aufgespalten: Einmal gibt es die obere Ebene (Hochfrequenzbereiche oder einfach HIGH genannt), welche ausschließlich feine Strukturen wie Poren und Hautunreinheiten beinhaltet und die untere Ebene (Niederfrequenzbereiche oder einfach LOW genannt), in welcher sich die Farb-und Helligkeitsinformationen befinden.
Jedes eurer Ausgangsfotos setzt sich im Grunde aus einer bloßen Kombination dieser beiden Ebenen zusammen, einem Zusammenspiel aus niedrigen und hohen Frequenzen. Weitere Informationen zu diesem Thema findet ihr auch im Artikel von Wolfgang Armbruster. Der Fotograf und Fachautor vom Blendwerk Freiburg übersetzte den Originalbeitrag der amerikanischen Fotografin und Bildbearbeiterin Julia Kuzmenko McKim.
Auf die Gefahren, die sich hinter dieser Technik verbergen und was man lieber nicht machen sollte, geht ein Artikel auf RAWexchange ganz genau ein. Mit dieser Technik könnt ihr eurem Model ein digitales Make-Up verpassen und wie dies genau funktioniert, erkläre ich euch nun ganz ausführlich.
Step 1
Um mit der Beauty Retusche in Photoshop beginnen zu können, müsst ihr zunächst die Hintergrundebene von eurem Foto (© martinak15, Flickr) zweimal duplizieren. Das macht ihr indem ihr entweder mit der aktiven Hintergrundebene auf Ebene / Ebene duplizieren geht oder mit dem Shortcut Strg+J. Die mittlere Ebene nennt ihr in Farbe (oder eben wie oben beschrieben in LOW) um, denn dort sollen später die Farbinformationen eures Bildes abgelegt sein und die oberste Ebene nennt ihr nun Details (oder eben wie oben beschrieben HIGH).
Step 2
Jetzt könnt ihr die oberste Ebene erst einmal mit einem Klick auf das Augensymbol ausblenden. Mit der aktiven Ebene Farbe geht ihr dann auf Filter / Für Smartfilter konvertieren und anschließend auf Filter / Rauschfilter / Helligkeit interpolieren. In diesem Fenster gebt ihr einen Wert zwischen 6 und 8 an.
Step 3
Danach blendet ihr euch die Ebene Details schon wieder ein und ändert den Modus dieser Ebene in Lineares Licht. Nun geht ihr für diese Ebene auf Bild / Bildberechnungen. Dort wählt ihr die Ebene Farbe als eure Quellebene aus, setzt den Haken bei Umkehren, stellt die Füllmethode auf Addieren und gebt für Skalieren und Versatz die Werte 2 und 0 ein. Damit ihr ganz schnell kontrollieren könnt, ob ihr alles richtig gemacht habt, markiert ihr die beiden obere Ebenen mit gedrückter Strg-Taste und Klick darauf und gruppiert diese zwei Ebenen mit Strg+G zur Gruppe Frequenztrennung. Mit Hilfe des Augensymbols könnt ihr nun diese Gruppe immer ganz schnell ein- und ausblenden und eure Ergebnisse überprüfen. Die beiden oberen Ebenen zusammen sollten nun wieder exakt euer Ursprungsbild ergeben.
Step 4
Mit gedrückter Alt-Taste klickt ihr jetzt auf das Augensymbol der Ebene Detail, so dass am Ende nur noch diese Ebene sichtbar ist. Im Fenster Korrekturen legt ihr nun für diese Ebene eine Einstellungsebene mit einer Tonwertkorrektur an, mit der ihr die feinen Details im Gesicht noch besser herausholen könnt. Dafür verschiebt ihr die beiden Regler für die Tiefen und die Lichter mehr in die Mitte eurer Verteilungskurve.
Step 5
Nun schnappt ihr euch aus der Werkzeugleiste das Kopierstempel-Werkzeug (S) und geht damit auf die aktive Ebene Details. Ihr könnt natürlich auch mit einem anderen Reparatur-Werkzeug, wie zum Beispiel dem Reparatur-Pinsel, arbeiten, aber ich verwende eben gerne den Kopierstempel um die Hautunreinheiten wie kleine Pickelchen oder Pigmentstörungen zu entfernen. Ihr legt euch zunächst mit dem Kopierstempel und gedrückter Alt-Taste ein sauberes Quellgebiet nahe dem Punkt fest, den ihr überarbeiten wollt. Dann könnt ihr mit dem Kopierstempel-Werkzeug mit einer harten Pinselspitze die Unreinheiten beseitigen. Liegen mehrere unschöne Stellen eng beieinander, müsst ihr nicht immer wieder eine neue Quelle festlegen. Bei weit auseinander liegenden Stellen ist das natürlich empfehlenswert. Je genauer ihr in diesem Schritt arbeitet, umso natürlicher und damit umso besser sieht euer Ergebnis dann auch aus. Was natürlich speziell bei diesem Bild heraussticht, sind die leichten Sommersprossen des Models. Die sollen natürlich erhalten bleiben und dürfen nicht weggestempelt werden. Also bitte nicht übertreiben, sonst zerstört ihr den Charakter eures Portrait mit der Hautretusche. Wenn ihr nun nach dem Entfernen der Hautunreinheiten die Tonwert-Korrektureben ausblendet und die anderen Ebenen wieder einblendet, werdet ihr sicher eine starke Verbesserung sehen.
Step 6
Nun könnt ihr euch die Detailebene erst einmal wieder ausblenden. Mit dem Bereichsreparatur-Pinsel-Werkzeug (J) lasst ihr nun noch die Farbunterschiede auf der Haut in der Ebene Farbe verschwinden. Also damit meine ich die Hautrötungen oder größere Pigmentstörungen. Sollte der Pinsel nicht auf eurer Ebene Farbe funktionieren, müsst ihr vorher noch mit Rechtsklick auf diese Ebene gehen und sie mit Ebene rastern zu einer normalen Bildebene umwandeln.
Step 7
Von der Ebene Farbe erstellt ihr euch nun eine Kopie, die ihr auch gleich wieder Für Smartfilter konvertiert. Dann geht ihr auf Filter / Weichzeichnungsfilter / Matter machen und stellt dort beim Radius in etwa den Wert 20 und beim Schwellenwert zirka 25 ein. Diese Werte sind natürlich kein Dogma und sollen euch nur als Richtwerte dienen. Ihr müsst für euch die besten Werte selber finden in Abhängigkeit von der vorliegenden Bildqualität und Bildgröße.
Step 8
Hier spielt nun der Smartfilter seine Stärken aus. Ihr könnt dieses Abpudern später immer noch einmal verstärken oder abmildern und ihr habt damit auch die Möglichkeit, mit der Maske dieser Ebene die Bereiche festzulegen, die mit dem Filter belegt werden sollen. Dafür kehrt ihr die Maske mit Strg+I um, so dass erst einmal nichts vom Filter Matter machen zu sehen ist. Die Maske wird bei diesem Arbeitsschritt in der Ebenenpalette erst einmal schwarz. Mit einem weichen, weißen Pinsel (B) mit geringer Pinseldeckkraft (zirka 25 %) zeichnet ihr nun die Stellen nach, an denen der Filter wieder hervortreten soll und an denen ihr die Haut abpudern wollt.
Fertig!
Indem ihr jetzt die komplette Gruppe unsichtbar macht, könnt ihr euer Ergebnis überprüfen. Ihr solltet nun ein deutlich besseres Hautbild vorfinden, bei dem aber die feinen Poren und Strukturen immer noch vorhanden sind. Diese kleine Animation hier verdeutlicht euch noch einmal den Vorher-Nachher-Vergleich.
Zum besseren Verständnis bekommt ihr die offenen Photoshop-Daten des Tutorials kostenfrei mit dazu.
Den Artikel Geniale Beauty-Retusche mit der Frequenztrennung in Photoshop und weitere interessante Beiträge findest Du auch auf SAXOPRINT Blog - Der Blog von Saxoprint über Druck & Gestaltung.